Neuseeland,  Reiselust

Neuseeland Südinsel 2

 12. Tag Sandfly Bay / Dunedin

Nachdem wir unser Gepäck im Motel abgeladen haben, wollen wir zur Sandfly Bay fahren.

Unser kleiner Mann spielt mit einem chinesischen Jungen und der Katze im Garten. Sie riechen an Blumen, trampeln auf verwelkte Blätter. Kinder brauchen keine Sprache, um zu kommunizieren. Wir können ihn nur schwer losreißen.

Hier gibt es einen 3km langen Walking-Track. Was uns der Reiseführer verschwiegen hat? Einen einfachen Abstieg vom Look-out Point über Sanddünen hinab zum Strand und einen echt heftigen steilen rutschigen Weg zurück nach oben. Bei jedem fluffigen Schritt nach unten spüre ich bereits das Brennen in den Schenkeln beim Rückweg. Aber der Blick lenkt ab. Ziemlich schön hier.

Der Sandstrand ist weit und flach. Der Wind weht wieder heftig, aber wenn er still steht, wärmt uns die Sonne. Wir laufen bis ans Ende und entdecken bereits auf dem Weg dorthin viele faule sich sonnende Seehunde. Hier könnte man auch die seltenen Gelbaugen-Pinguine entdecken, die abends an den Strand kommen. Aber zu später Stunde sind Eltern ja meist selbst im Bett.

Unser Junior hat sichtlich Spaß, einen riesigen getrockneten Seegras-Arm herum zu schleppen und im matschigen Sand legt er einige hundert Meter zurück, bevor er für den heftigen Aufstieg zu Papas Belastung in die Kraxe auf den Rücken kommt.

13. Tag Dunedin / Kaka Point / Kap Nugget Point / Waikawa

Abreise aus Dunedin. Wir machen noch einen Abstecher zur steilsten Straße der Welt – der Baldwin Street. Mit einer Steigung von 35° will man da oben nicht ohne Auto wohnen. Auf dem Foto sehe ich, dass die Straße gar nicht so steil wirkt, aber sie ist es wirklich.

Dann geht die Autoroute weiter, am Kaka Point vorbei (ja, ich musste auch darüber schmunzeln…) und bis zum Kap Nugget Point. Hier wandern wir bei peitschendem Wind bis zum Leuchtturm hoch und blicken majestätisch hinab ins tosende Meer, in dem sich Seehunde und Delfine tummeln.

Wir kommen in Waikawa an. Zuvor haben wir das noch größte Dörfchen dieser Gegend mit 303 Einwohnern passiert. Kaum zu glauben, dass in Waikawa noch weniger los. Hier ist einfach nichts. Kein Supermarkt, kein Restaurant und natürlich kein Wlan. Völlig abgeschnitten von der Restwelt essen wir auf, was die Snackbox noch her gibt und genießen unsere riesige Unterkunft mit fantastischem Ausblick.

Waikawa

Wir freuen uns aber auch am nächsten Tag, wieder in Richtung Zivilisation zu kommen, vor allem nachdem wir die letzte Wasserflasche leer getrunken und unser Proviant verzehrt haben. Kinder sind großartig – wenn sie nicht müde und hungrig sind. Aber wehe, wenn doch…

14. Tag Curio Bay / Porpoise Bay / Te Anau

Unsere längste Autofahrt bisher. Fast vier Stunden sitzen wir in Etappen im Auto. Wir starten mit einem Stopp und Frühstück an der feinsandigen Curio Bay und bestaunen die schroffen Lava Felsen der Porpoise Bay.

Porpoise Bay.jpg

Dann fahren wir über Invercargill bis nach Waewae, wo wir einen spektakulären Blick über das tosende Meer bekommen, in dessem wilden Wellen auch noch 4 Delfine synchron schwimmen.

Dann endlich sind wir da – Te Anau. Wir freuen uns, dass hier eine Wohlfühltemperatur von 23°C ist und versuchen die Massen an Touristen zu übersehen, die dies ebenfalls genießen. Dieses Mal haben wir keine eigene Unterkunft, es war alles dermaßen ausgebucht, dass wir über Airbnb bei einer Brasilianerin im Haus eingemietet sind. Das Haus ist riesig, brandneu, pieksauber und wunderschön. Shared Bathroom macht uns allerdings keine Freude, vor allem nicht, weil sie anscheinend halb Brasilien zu sich nach Hause eingeladen hat und sich im Bad benutzte Rasierer und ähnliche Dinge finden, die wir nicht so unbedingt näher sehen möchten. Der kleine fluffige Hund Lua allerdings ist Juniors heißbeliebtes Obersavtionsobjekt und wir müssen ständig schauen, wo das Fellknäuel sich gerade aufhält, um es zu streicheln.

15. Tag Milford Sound

Es regnet. Ein eklig kalter nieselnder Dauerniederschlag, der die gesamte Landschaft in düsteres nebliges Trüb verwandelt.
Unsere Nacht war schlecht und kurz. Es scheint sich ein Backenzahn bei unserem kleinen Mann anzukündigen und er lag weinerlich und jammernd in seinem und dann in unserem Bettchen.
Nach einem leckeren Frühstück im Sandfly mit großem starken Kaffee fahren wir los Richtung Milford Sound. Eigentlich keine gute Idee bei diesem Wetter, aber was wäre Paris ohne Eifelwurm? So ein Neuseeland-Highlight kann man nicht einfach auslassen, nur weil es regnet.

Das ist der große Vorteil mit dem Camper Bus. Hier ist man zeitlich ungebunden und kann mal einen Tag auf besseres Wetter warten. Aber spätestens wenn wir eine heisse starke Dusche in unseren Unterkünften genießen oder ich sehe wie sie am Wegrand ihre “Toiletten-Behälter” entleeren gehen bin ich wieder von der Camping Idee geheilt.

Zwei Stunden Fahrt sind es. Schlängelnde Serpentinenstraße, Auto an Auto, zahlreiche Reisebusse. Ja es ist Hauptsaison, es entgeht einem nicht. Mehr Schafe als Neuseeländer, definitiv. Aber leider mehr Touristen als Schafe.
Wir passieren moosige Wälder, prasselnde Wasserfälle und zahlreiche Aussichtspunkte, die wir aber für den Rückweg aufsparen, denn das kleine Zahnmonsterchen schnorchelt friedlich im Kindersitz vor sich hin. Der Regen peitscht an die Windschutzscheibe. Schnellen Schrittes marschieren wir vom Parkplatz zum Boot, wir sind schon nass. Dann geht es los.

Milford Sound Neuseeland

Milford Sound Neuseeland

Der Blick durch das Schifffenster ist ebenso trostlos wie befürchtet. Düster und neblig. Da können die nächsten zwei Stunden ja super werden. Wenigstens gibt es Kaffee.

Aber wir sind eben einfach Glückspilze und so klart nach der ersten Biegung der Nebel auf und die Sonne kommt für kurze Momente hindurch. Und alles taucht in ein magisches Licht, das Meer glitzert, die See auch. Wir genießen die Sonnenstrahlen und bewundern die hohen Berge mit ihren endlosen Wasserfällen.

Ein älterer Japaner neben uns sagt: “I neber se so many waderfalls in whole life, I tink it is enough now” und ich schmunzle in mich rein, denn Wasserfälle nehmen auf dieser Tour tatsächlich optisch etwas überhand.

Milford Sound Neuseeland

Milford Sound Neuseeland

Vom vielen Schiff-Erkunden ist Junior so müde, dass er die zwei Stunden Autofahrt zurück komplett im Sitz verschläft. Die Natur macht es uns gleich und deshalb oder auch weil wir einfach zu alt sind, haben wir das diesjährige Silvester im wahrsten Sinne einfach “verschlafen”.

16. Tag Queenstown / Wanaka

So wachen wir wenigstens ausgeruht im neuen Jahr 2018 auf und sind völlig katerfrei. Happy new year! Im Gegensatz zur Hausgemeinschaft. Alles ist noch dunkel. Wir schleichen uns raus. Ein Brasilianer schläft vorne am Eingang, sonst sehen wir niemanden. Junior quengelt, er will zum Hund. Wir sagen, dass der Hund noch schläft und fahren los. Bye bye shared bathroom, won´t see you again.

Die Route ist landschaftlich wunderschön, man kann einfach nur aus dem Fenster schauen und staunen.

Nach zwei Stunden kommen wir in Queenstown an. Die Sonne brennt unerbittlich. Das Wetter in Neuseeland ist einfach zu beschreiben: Man ist immer falsch angezogen. Mit T-Shirt bei Wind erfriert man, ist der Wind weg, brennt der Pelz. Da dies im Sekundentakt wechselt, kann man also nur falsch liegen.

Im Winter ist es Queenstown das Trend Skigebiet, jetzt ist genausoviel los. Wir setzen uns ans Seeufer und essen einen Wrap, Junior spielt mit dem Kies. Nach drei Sekunden ist klar, dass wir dringend wieder eine Unterkunft mit Waschmaschine brauchen.

Queenstown

Queenstown

Es sieht nach einem Paradies für die Rich Kids aus. Wir sind umgeben von Teenagern in Markenklamotten und fühlen uns fast fehl am Platz. So schütteln wir den Kopf bei den Meterlangen Warteschlangen am It-Burgerladen oder der angesagten Eisdiele, belächeln die hühnerbrüstigen Möchte-gern-Bodybuilder, die Oberkörper-frei am Strand für Insta-Pics posieren und tanken 4500 Kalorien auf einmal in einem Snickers Donut mit Karamell Spritze und fahren weiter nach Wanaka.

Unsere neue Unterkunft ist ein kleines Haus inmitten im Nirgendwo. Unsere Nachbarn sind Kühe, Hühner, Rehe und eine Katze. Junior kommt aus dem Staunen nicht raus, als er die Tiere aus seinem Lieblingsbuch in Natura hört und sieht. Er sammelt eifrig getrocknete Palmwedel im Garten und ist völlig traurig, als er zum Abendessen in unser Bungalow soll.

17. Tag Queenstown / Mount Baker / Wanaka

Wir erkunden die Umgebung, genießen fantastische Blicke auf Schnee bedeckte Berge, glitzernde Seen und hügelige Landschaften. Es ist einfach wunderschön und nicht annähernd so voll wie in Queenstown.

Lake Wanaka

Im Stadtzentrum setzen wir uns ans Ufer des Lake Wanaka und tauchen die Füße in eiskaltes Seewasser, eine großartige Frische bei der brennenden Sommersonne, die besonders dem kleinen Mann richtig Spaß macht, der sich einfach mitsamt der ganzen Klamotten ins Wasser setzt und lacht.

5

6

18. Tag Fox Glacier

10 Uhr Abfahrt Wanaka. Zuvor noch ein letztes Mal wie im Auenland fühlen. Umgeben von grüner lieblicher Natur inmitten unseres kleinen 1-Zimmer-Hauses trinken wir ein letztes Mal Kaffee aus den selbstgetöpferten eigentümlich anmutenden Bechern unserer Gastgeberin, bei dem kein Exemplar dem anderen gleicht und die erschreckend an ein Biergefäß für kleine Hobbits erinnern. Geschmack ist vielseitig.

Ab ins Auto. Durch wilde Serpentinen tief in die Berge hinein, vorbei an Wasserfällen und Flüssen. Düster neblig und Wolkenverhangen. Wetteraussichten 70% Regen.

Zwischenstopp zum Tanken in Haast. Nicht viel los, drei Häuser im Nirgendwo. Wir stärken uns mit einem Burger. Die Kellnerin ist aus meinem Heimatort. Die Welt ist ein Dorf. Sie hat sich auf der Reise in einen Jungen aus Haast verliebt und bleibt hier. Ich weiß nicht ob ich sie beneiden oder bemitleiden möchte. Auf dem Spielplatz tobt sich Junior mit einem größeren Jungen aus. Dann Teil zwei unserer großen Fahrt heute, fast vier Stunden insgesamt gilt es zu überstehen bis wir in Franz Josef Glacier ankommen, wo wir die nächsten zwei Nächte bleiben werden.

Wir stoppen am Fox Glacier und wandern die gute Stunde zum Aussichtspunkt auf den Gletscher hinauf.

Junior der sonst ausschließlich von Papa chauffiert werden möchte, hat sich nun in den Sinn gesetzt, dass so ein Gletscheraufstieg doch am besten an Mamas Seite gelingt und so wummere ich den Sandsack-ähnlichen Hin-und-her-schwenkenden-Kobold schnaufend das Gletschergeröll hinauf, bis Papa Mitleid hat und unter Juniors lautstarkem Protest eingreift.

Die Landschaft ist bizarr, die Steine wie zart gestreift mit silbernen Glitzer Partikeln. Eisblöcke schwimmen in den Bächen und deuten die Kälte des Gletscherwassers an. Das leere Flusstal gibt Einblicke wie stark das Wasser hier im Sommer ist. Der letzte Aufstieg zum Aussichtspunkt geht in die Oberschenkel ist aber gut machbar und enthüllt einen schönen Blick.

Unsere Unterkunft liegt in der Nähe des Franz Josef Gletscher, nicht weit entfernt von Fox und nach einem kurzen Stopp im Supermarkt in dem sich mehr Touristen als Lebensmittel befanden treffen wir abseits des Rummels in der Einöde in unser 5-Zimmer-Häuschen ein.

19. Tag Franz Josef Glacier

Wir starten den Morgen mit einem leckeren Frühstück, beim Kaffee in Neuseeland muss man allerdings immer ein paar Abstriche machen. Bei dem großartigen Wetter heute ist uns das allerdings egal. Wir suchen einen kleine Familien-taugliche Wanderung aus und fahren zum Gletscher. Es ist noch früh am Morgen, aber die Sonne brennt bereits unerbittlich. Wir packen den kleinen Mann in die Kraxe und wandern den kurzen Douglas Walk. Irgendwie verrückt, wir spazieren schwitzend durch den Regenwald und sehen ständig einen Schnee bedeckten Gletscher vor uns. Verrückt und echt schön.

Douglas Walk

Douglas Walk

Wir sind gerade mal 15 Minuten unterwegs, als sich dieser wunderbare Anblick bietet. Der Gletscher spiegelt sich in einem kleinen See. Wow. Mal ehrlich, ist doch wie auf einer Postkarte…fast schon kitschig.

Douglas Walk

Wir kommen nach einer guten Stunde an die Douglas Bridge. Nicht mehr ganz neu, scheint sie dennoch gut in Schuss zu sein. Ein Schild warnt, dass die Brücke nicht mehr als 5 Personen gleichzeitig trägt. Wir gehen mit einem anderen Ehepaar auf die leere Brücke. In der Mitte angekommen hat sich einiger Gegenverkehr von Gegenüber auf den Weg gemacht. Vermutlich können sie nicht lesen. Oder zählen. Wir drehen um und warten bis sie angekommen sind. Dann gehen wir selbst hinüber und treten den Rückweg an.

Wir besuchen das Kiwi Center im Stadtzentrum. 3 kleine frisch geschlüpfte Kiwis picken in dem dunklen Gehege umher. Die Tiere sind lärmscheu und lichtempfindlich, in freier Natur kaum zu sehen. Fotos und Lärm somit verboten. Selbst Junior verhält sich mucksmäuschen still und lauscht dem Scharren der kleinen fluffigen Vögel. Für drei kleine Vögel ein heftiger Eintrittspreis, der aber wohl zum Arten-Erhalt verwendet wird. Wenn dem so ist – dann gerne. Kiwi in Neuseeland gesehen? Check.

weiterlesen

MerkenMerken

MerkenMerkenMerkenMerken

MerkenMerken

MerkenMerken

2 Kommentare

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert